Pressemitteilung: WüSL zum Europäischen Protesttag von Menschen mit Behinderung 5. Mai 2017
Gleiche Rechte auch für behinderte Menschen sind in Deutschland, so auch in Würzburg, immer noch keine Selbstverständlichkeit, sondern müssen weiterhin an vielen Stellen erkämpft werden, so WüSL – Selbstbestimmt Leben Würzburg e.V. anlässlich des Europäischen Protesttags von Menschen mit Behinderung. Auch wenn sich so manches verbessert habe, bleiben noch zu viele Defizite, weshalb der Europäische Protesttag für Teilhabe und Inklusion weiter aktuell bleibe. Besonders ärgerlich für den Verein WüSL: Da wird die über mehrere Jahre geplante Kaiserstraße saniert, barrierefrei geplant; doch über ein ganzes Stück hinweg scheint die Planung komplett versagt zu haben: Beginnend beim Laden Wolle Rödel, über Byou Brigitte, Vodafone, Juwelier Baga, Kabel Deutschland bis hin zu Leder Milz verbleiben bei sieben Eingängen Stufen in Höhe von etwa fünf bis zehn Zentimetern. Diese hätten leicht angeglichen werden können, indem der Belag, der an dieser Stelle fast eben ist, einfach etwas seitlich verzogen worden wäre. Erst vor wenigen Tagen wurde das neue Pflaster verlegt. WüSL fordert die Stadt Würzburg auf, zu klären, ob es sich hierbei um eine fehlerhafte Planung oder um falsche Umsetzung handelt, und alles dafür zu tun, dass der Belag an den Eingängen doch noch barrierefrei angeglichen wird.
Ein zweites Protestthema für WüSL ist der Dauerbrenner Mobilität. Der Verein begrüßt, dass eine Lösung mit Rampen für die Niederflurstraßenbahnen der WSB gefunden wurde. Diese muss nun aber auch zügig umgesetzt werden, sobald die Genehmigung der Aufsichtsbehörde da ist. Mobilität für behinderte Menschen ist in Würzburg laut WüSL immer noch weit entfernt von Inklusion. Behindertenfahrdienste sind kein Ersatz für Taxen, die auch Menschen im manuellen oder elektrischen Rollstuhl mitnehmen. In Würzburg jedoch gibt es kein einziges barrierefreies Taxi.
Ein selbstbestimmtes Leben in der eigenen Wohnung zu führen, ist für viele Menschen mit Behinderung nur schwer zu erreichen, da der Staat und in Unterfranken der zuständige Bezirk immer wieder hohe Hürden aufbaue. Bei der Beratung durch WüSL melden sich regelmäßig Ratsuchende denen zum Teil gesetzwidrig ein selbstbestimmtes Leben erschwert wird. Sie können nach der aktuellen Gesetzeslage immer noch auf ein Heim verwiesen werden, kritisiert WüSL. Ambulante Strukturen sind dagegen zu schwach; die Organisation von persönlicher Assistenz in den eigenen vier Wänden wird häufig nur unzureichend unterstützt. Vom Ende 2016 beschlossenen Bundesteilhabegesetz, das in den nächsten Jahren wirksam wird, erwartet sich WüSL eher neue Benachteiligungen als Verbesserungen.
Der Verein WüSL berät und unterstützt seit 1995 behinderte Menschen mit dem Konzept des „Peer Counseling“ – Betroffene beraten Betroffene und setzt sich für eine konsequente Umsetzung der UN Behindertenrechtskonvention ein.